Presseartikel: Überraschender Rückzug

Veröffentlicht am 24.04.2008 in Ortsverein

KREIS CALW. Es traf die Partei gestern völlig unvorbereitet: Die Calwer SPD-Bundestagsabgeordnete Renate Gradistanac will bei der nächsten Wahl nicht mehr antreten. Über die Gründe ließ sie die Öffentlichkeit im Unklaren.

In ihrer Pressemitteilung hieß es lediglich: „Ich habe mich entschieden, nicht für eine vierte Amtsperiode zu kandidieren.“ Weitere Erklärungen wolle sie nicht abgeben, lautete die Auskunft in ihrem Berliner Büro. Für ein Gespräch stehe die 57-jährige, die seit zehn Jahren für die Kreise Calw und Freudenstadt im Bundestag sitzt, nicht zur Verfügung.

„Wir bedauern es sehr“

„Ich war sehr überrascht, als ich davon erfahren habe“, meinte Richard Dipper, der SPD-Vorsitzende des Kreises Calw. „Wir bedauern es sehr.“ Bisher sei die Partei davon ausgegangen, dass Gradistanac erneut zur Verfügung stehe – das habe die Abgeordnete auch signalisiert. Noch am Montag habe er mit ihr über den Termin für die Nominierungskonferenz gesprochen, die für den Herbst geplant war. Und sie habe kein Wort über ihren geplanten Rückzug gesagt. Am Dienstagabend landete dann die Pressemitteilung in den Redaktionen – und zeitgleich auch beim SPD-Kreischef.

Über ihre Gründe, einen Schlussstrich zu ziehen, kann Dipper nur spekulieren. Querelen mit der Basis schließt er jedenfalls aus. Es hat nach PZ-Informationen aber zumindest Irritationen gegeben. Ursprünglich sollte Gradistanac bereits im Sommer erneut zur Kandidatin gekürt werden. Für Gespräche mit der Basis, wie von den Ortsvereinen gewünscht, hatte die Abgeordnete im Vorfeld aber keine Zeit. Mittlerweile hatte man sich jedoch darauf geeinigt, die Nominierung in den Herbst zu verschieben und die Verstimmungen schienen ausgeräumt. „Kleinere Querelen sind doch ganz normal“, so Dipper. Das sei sicher kein Grund, die Arbeit in Berlin zu beenden.

Schwächung befürchtet

Die SPD müsse jetzt nach vorne schauen und möglichst schnell einen geeigneten Kandidaten finden. „Die Zeit wird ziemlich knapp.“ Das sieht auch Rainer Prewo so. Der Nagolder Oberbürgermeister und Landtagsabgeordnete für den Kreis Calw betont: „Für die SPD heißt es, einen sehr guten Nachfolger zu suchen und zu finden.“ Er selbst stehe nicht zur Verfügung, so der 63-Jährige, der bei der nächsten OB-Wahl in Nagold nicht mehr antreten wird.

Mit dem Verzicht von Renate Gradistanac könnte dem Kreis Calw eine Schwächung in Berlin drohen. Bisher wird er von zwei Abgeordneten vertreten: dem direkt gewählten Hans-Joachim Fuchtel (CDU) und Renate Gradistanac, die über die SPD-Landesliste in den Bundestag einzog. Sie war mittlerweile auf der Liste recht weit nach vorne gerückt, was einen erneuten Platz im Parlament wahrscheinlich machte. Ein Neuling steht voraussichtlich nicht auf so einem aussichtsreichen Platz. So könnte es sein, dass die Calwer SPD nach der Wahl im Herbst 2009 keinen Abgeordneten mehr in Berlin hat.

Der SPD-Kreisvorstand wird sich in seiner Sitzung am Mittwoch, 7. Mai, mit der Gradistanac-Nachfolge beschäftigen.

Artikel aus der Onlineausgabe der Pforzheimer Zeitung vom 24. April 2008, erstellt von Sabine Mayer-Reichard.

 
 

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