SPD-Chefin auf großer Tour und Problemen auf der Spur
SPD-Chefin auf großer Tour und Problemen auf der Spur
BAD WILDBAD.
Selbst Regenwetter hielt knapp zwei Dutzend Interessierte nicht davon ab, die SPD-Bundesvorsitzende Saskia Esken im Rahmen ihrer 210-Kilometer-Wanderung durch ihren Wahlkreis in Calmbach zu begrüßen. Auf der Etappe von Bad Liebenzell und Schömberg kommend, informierte sie sich auf dem Gelände des ehemaligen Cafés Peter über das dort vorgesehene Wohnprojekt. Das diakonische Sozialunternehmen Erlacher Höhe in Calw plant ein drei- bis viergeschossiges Mietshaus für Menschen mit niedrigem Einkommen, wie Dieter Gischer berichtete. Der zweite stellvertretende Bürgermeister Bad Wildbads hatte in seiner Eigenschaft als Kreisrat zusammen mit Andreas Reichstein aus Würzbach, dem Chef der Einrichtung in Calw und SPD-Kreisvorsitzenden, das Ganze eingefädelt.
„Ursprünglich war dort ein viel wuchtigeres Gebäude von einem anderen Bauträger ohne Freiflächen geplant gewesen, das aber der Gemeinderat abgelehnt hat“, sagte Gischer und ergänzte: „Die Erlacher Höhe will mit den Anliegern klarkommen.“ Vom früheren Postamt an der Häberlenstraße werde auch das Sozialkaufhaus an die Kreuzung Krieg-, Haupt-, Alte Höfener- und Wildbader Straße umziehen. „Calmbach muss belebt werden“, sagte er, ein Anliegen, das auch Esken am Herzen liegt.
„Sozialer Wohnraum fehlt überall“, kritisierte die Volksvertreterin für die Landkreise Calw und Freudenstadt. Denn: „Viele fallen aus der Sozialbindung heraus. Es ist einfach Wahnsinn, wenn manche Normalverdienende zwischen 30 und 50 Prozent ihres Einkommens für ihre Mieten aufbringen müssen.“ Kleinere Orte bekämen durch Wohnraum und Internet neue Chancen. Der frühere Stadtrat Bruno Knöller wusste von Andreas Reichstein, dass 12 bis 15 Wohnungen auf dem Peter-Areal angedacht sind. Ein Stuttgarter Büro sei derzeit mit den Planungen betraut.
Bei der Wanderung über die Richard-Wagner-Straße nach Wildbad informierten die Kommunalpolitiker, zu denen auch die neue Fraktionsvorsitzende Ursula Jahn-Zöhrens stieß, den hohen Gast aus Berlin über die jahrelangen vergeblichen Versuche der SPD-Fraktion, das dortige schlechteste Stück des gesamten Enztalradwegs zu verbessern oder doch zumindest die Straße nur für Anlieger auszuweisen. In der Paulinenstraße hatten Dieter Gischer und seine Frau Olga sowie deren Sohn, Ortsvereinsvorsitzender Thomas Gischer, in ihrem Carport für die fleißige Wanderschar eine Zwischenstation aufgebaut mit Erfrischungsgetränken. Dort fand sich unter anderem auch Fraktions-Vize Jürgen Schrumpf ein. Neben Ortsvereinsvertretern gehörten zudem die beiden Gemeinderats-Neulinge Birgit Kraft und Hubertus Welt zum Begleittross.
Beim abendlichen angeregten Gespräch und Abendessen im Café Melange in Wildbad, machte Saskia Esken deutlich, worauf es der SPD bei der Bundestagswahl im September besonders ankommt: „Neben dem bereits genannten Wohnungsbau wollen wir einen Mindestlohn von zwölf Euro, eine Vermögenssteuer für einen Besitz ab zwei Millionen Euro, die Renten stabil halten und den Klimaschutz als Entwicklungschance mit der Schaffung neuer Arbeitsplätze begreifen. Mit Olaf Scholz gelingt es, dies umzusetzen.“
Nachdem Saskia und Roland Esken die Nacht im Hotel Rothfuß verbracht hatten, zeigten sich beide vom Kurtheater begeistert. Bei der Besichtigung und beim Gespräch mit Dr. Thomas Käppler, dem Vorsitzenden des Fördervereins, lobte die Parteichefin: „Das ist eine tolle Leistung, den Abriss abgewendet und das ehrenamtliche Engagement über so viele Jahre aufrecht erhalten zu haben. Die Früchte der Arbeit kann man hier sehen.“ Und Käppler ist der Hinweis wichtig: „Wir haben über 200 Mitglieder, bräuchten aber dringend noch mehr aktive Mitstreiter“.
Letzte Etappe der knapp zweitägigen Wildbad-Visite war für das Ehepaar Esken die Wildline auf dem Sommerberg. Julius Müller, der Regionalleiter der Hängebrücke, berichtete darüber, dass langsam wieder die Touristenattraktion an Fahrt aufnimmt. Die von Arbeits- und Sozialminister Hubertus Heil (SPD) forcierte Unterstützung bei Kurzarbeit und Überbrückungshilfen sind auch bei dieser Einrichtung angekommen, waren sich Esken und Müller einig. Dennoch dachte die Abgeordnete auch über andere Betroffene nach: „Wenn wir einen Fachkräftemangel haben, müssen auch erfahrene Ältere, die ihre Arbeitsplätze verloren haben, und Auszubildende in schwierigen Lebenslagen eine Chance erhalten.“ Sagte es und wurde auf der Wildline von einer Delegation aus Bad Herrenalb zur nächsten Etapoe über Dobel in die andere Badestadt abgeholt.
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